Die Kurzvideo-Plattform TikTok hat auch im Jahr 2024 in mehreren internationalen Märkten rote Zahlen geschrieben. Laut einem bei der britischen Handelskammer eingereichten Finanzbericht belief sich der Verlust in Europa, Afrika und Lateinamerika auf über 600 Millionen US-Dollar. Damit bleibt das Unternehmen defizitär, konnte das Minus jedoch im Vergleich zum Vorjahr deutlich verringern – 2023 betrug der Verlust in denselben Regionen noch über 1,4 Milliarden Dollar.
Weniger Verlust durch Kostensenkungen
Hauptgrund für die Reduzierung der Verluste scheint eine strikte Kostenkontrolle gewesen zu sein. Die Zahl der Beschäftigten in den betroffenen Regionen sank von rund 8500 auf knapp 8000 Mitarbeiter. Offiziell begründet TikTok dies mit einem Effizienzprogramm.
Auffällig ist jedoch, dass die Personalkosten trotz Stellenabbau gestiegen sind – ein Hinweis darauf, dass TikTok stärker in qualifiziertes Personal investierte oder höhere Gehälter zahlte, während weniger strategische Positionen wegfielen.
Umsatzsteigerung durch Werbung und Livestreaming
Parallel gelang es TikTok, den Umsatz um 38 Prozent zu steigern. Wachstumstreiber waren insbesondere:
- Werbung: Neue Tools für Werbekunden ermöglichten präzisere Kampagnensteuerung und führten zu einer höheren Nachfrage.
- Livestreaming-Dienste: Funktionen, bei denen Nutzer virtuelle Geschenke kaufen und vergeben können, entwickelten sich zu einer wichtigen Einnahmequelle.
Das Unternehmen verweist zudem auf ein weiter wachsendes Nutzeraufkommen in den Regionen, macht dazu aber keine konkreten Angaben zu Nutzerzahlen.
Hintergrund: Internationale Expansion kostet
Die Zahlen zeigen, dass TikTok in vielen Märkten weiterhin massiv investieren muss, um seine Position gegen Wettbewerber wie Instagram Reels, YouTube Shorts oder Snapchat Spotlight zu sichern.
Vor allem in Europa sieht sich das Unternehmen mit hohen Kosten konfrontiert:
- Regulatorische Auflagen wie der Digital Services Act (DSA) der EU zwingen TikTok zu erheblichen Investitionen in Moderation, Transparenz und Datenkontrolle.
- In Afrika und Lateinamerika wiederum muss TikTok viel Geld in Infrastruktur und Marketing stecken, um neue Nutzergruppen zu gewinnen.
Langfristige Strategie
Dass TikTok trotz steigender Umsätze weiterhin Verluste schreibt, deutet darauf hin, dass das Unternehmen eine klassische Plattformstrategie verfolgt: Zunächst wird stark in Wachstum und Reichweite investiert, während Profitabilität nachgelagert kommt.
ByteDance, die chinesische Muttergesellschaft, nimmt solche Verluste offenbar in Kauf, solange die Nutzerbasis wächst und das Werbegeschäft skaliert.
Vergleich mit 2023
- Verlust 2023: > 1,4 Mrd. US-Dollar
- Verlust 2024: > 600 Mio. US-Dollar
- Umsatzwachstum: +38 %
- Mitarbeiterzahl: von ca. 8500 auf < 8000 reduziert
Die Entwicklung zeigt eine deutliche Verbesserung, auch wenn TikTok noch weit von einem Gewinn in den betroffenen Märkten entfernt ist.
Ausblick
Die zentrale Frage bleibt, ob TikTok in den kommenden Jahren die Profitabilität in Europa, Afrika und Lateinamerika erreichen kann. Dafür spricht:
- Die Plattform hat ihre Verluste innerhalb eines Jahres mehr als halbiert.
- Das Werbegeschäft wächst dynamisch, auch dank neuer Tools für Unternehmen.
- Livestreaming erweist sich als zweites, stabiles Standbein.
Herausforderungen bestehen jedoch weiterhin durch Regulierungsdruck in der EU, politische Spannungen rund um die chinesische Eigentümerschaft und den starken Wettbewerb im Kurzvideo-Segment.
TikTok reduziert Verluste, bleibt aber im Minus
Mit der Halbierung seiner Verluste hat TikTok 2024 einen wichtigen Zwischenschritt erreicht. Doch trotz deutlicher Umsatzsteigerungen bleibt das Unternehmen in zentralen Märkten defizitär. Ob sich der Trend fortsetzt und TikTok mittelfristig in die Gewinnzone kommt, hängt nicht nur vom Nutzerwachstum, sondern auch vom Umgang mit Regulierungen und vom Erfolg seiner Monetarisierungsstrategien ab.